Pressemitteilung Nr.34/2025
Emmendingen, den 29.09.2025
Rüdiger Tonojan MdL im Gespräch mit dem Personalrat des ZfP
Das Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen ist - als eines von neun baden-württembergischen Zentren - nicht nur eine wichtige Einrichtung zur Behandlung und Betreuung psychisch erkrankter Menschen, sondern auch einer der größten Arbeitgeber im Kreis. Daher war es dem Landtagsabgeordneten Rüdiger Tonojan wichtig, sich mit dem Personalrat des ZfP auszutauschen, nachdem er bereits im April diesen Jahres in einem umfangreichen Besuchsprogramm die verschiedenen Stationen des ZfP besucht hatte und mit Vertreter*innen der unterschiedlichen Stationen und Teilkliniken und der Geschäftsführung ins Gespräch gekommen war.
Zu Beginn bedankte sich der Abgeordnete für die Einladung zum Gespräch: „Ich schätze Ihre Arbeit sehr, und möchte gerne wissen, wie Sie die Arbeitsbedingungen einschätzen, und wo Sie vielleicht mehr Unterstützung vom Land brauchen könnten.“, so der Abgeordnete zu Beginn.
Alice Bruder, die Personalratsvorsitzende, konnte rund 15 Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichsten Bereichen begrüßen. Unter ihnen auch Gewerkschaftssekretärin Franziska Pfab von Verdi.
Zuerst ging es um die Situation im Maßregelvollzug. Dort werden psychisch kranke Straftäter untergebracht und versorgt. Den Patient*innen soll hier mit therapeutischen Angeboten dabei geholfen werden, zukünftig keine Straftaten mehr zu begehen.
Der Maßregelvollzug ist permanent überbelegt, da die Zahl der psychisch kranken Straftäter zunimmt und die Zuweisungen durch die Gerichte stetig steigt. Überbelegung und Personalmangel führen dazu, dass therapeutische Angebote zurückgehen und die Beanspruchung für das Personal enorm hoch sind. Die Schichten können oft nur im Notmodus (!) besetzt werden.
Die zunehmende Zahl der Zuweisungen sei ein gesellschaftliches Problem, dass die Psychiatrien auffangen müssten, so Alice Bruder. Dafür brauche es dringend mehr Plätze und mehr Personal.
Um dem (Fach-)Kräftemangel, der in allen Bereichen herrscht, zu begegnen, versucht das ZfP, mit Imagekampagnen als attraktiver Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen. Auch gibt es Bemühungen, Personal im Ausland zu gewinnen, doch sind die bürokratischen Hürden dafür sehr hoch und eine Nachqualifizierung oft schwierig. Ebenfalls ist es wichtig, genügend Wohnraum für die Mitarbeitenden vorzuhalten.
Die Anwesenden wünschten sich eine Flexibilisierung für den Einsatz von Hilfskräften. Mit Blick auf den aktuellen Personalschlüssel und das fehlende Personal ist die Einhaltung der Leitlinien des Krankenhauses nicht zu gewährleisten. Außerdem wird sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch massiv verschärfen, wenn rund ein Drittel aller Mitarbeitenden in den Ruhestand eintritt.
Die enorme Belastung durch den Mehraufwand für die Dokumentation, der sich in den letzten rund 10 Jahren verdreifacht hat, kam ebenfalls zur Sprache. „Hab‘ ich nichts geschrieben, hab‘ ich nichts gemacht.“, so lautet das Motto. Hier handle es sich eindeutig um einen systemischen Fehler: denn ohne Dokumentation gibt es keine Finanzierung. „Wenn wir die Zeit, die wir in die Dokumentation stecken, für die Patient*innen hätten, wäre schon viel geholfen.“, so Jasmin Haller.
Trotzdem: die Mitarbeitenden sind hoch motiviert und die Stimmung unter den Mitarbeitenden ist gut, was sicherlich auch an einer transparenten Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern in Emmendingen und Umgebung liegt.
Ein weiteres Ärgernis, das dem Landtagsabgeordneten berichtet wurde, ist die fehlende Refinanzierung bei Tarifsteigerungen. Im Gegensatz zu somatischen Krankenhäusern muss das ZfP diese ca. 2 Mio. Euro pro Jahr selbst tragen, die dann an anderer Stelle fehlen. Dass psychiatrische Krankenhäuser von den Krankenkassen hier benachteiligt werden, sei nicht nachzuvollziehen und zeige einmal mehr, dass die Psychiatrien als Krankenhäuser 2. Klasse betrachtet werden.
Das Land als Träger des ZfP muss sich hier einbringen. Rüdiger Tonojan versprach, in dieser Sache noch einmal beim zuständigen Ministerium nachzuhaken. Auch möchte er beim Finanzminister um Unterstützung für die kommenden Landestarifverhandlungen werben.
Zum Schluss dankte er den Anwesenden für ihr - trotz nicht optimaler Bedingungen - großes Engagement und fügte an: „Ich teile Ihre Sorge: Wir müssen dringend etwas an der personellen und finanziellen Ausstattung und den räumlichen Kapazitäten ändern, wenn die Psychiatrien auch in Zukunft in der Lage sein sollen, die gesellschaftliche Entwicklung aufzufangen.“