Pressemitteilung Nr. 51/2025
Emmendingen, den 19.12.2025
Besuch beim Sozialunternehmen WABE gGmbH in Waldkirch
Wie können Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden? Wie können diese unterstützt werden, wenn diese Integration nicht möglich ist? Und welche Rolle kann die Waldkircher WABE gGmbH spielen? Das waren wichtige Fragen bei einem Gespräch des Emmendinger Landtagsabgeordneten Rüdiger Tonojan mit WABE-Geschäftsführer Frank Dehring und dem Stadtrat und ehemaligen Landtagsabgeordneten Alexander Schoch.
Dehring berichtete von den Anfängen der WABE, die 1999 von engagiertem Bürger*innen als Reaktion auf die hohe Arbeitslosigkeit gegründet wurde, zu Beginn als Verein und ab 2004 als gemeinnützige GmbH. Heute hat das Unternehmen 55 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und bildet in verschiedenen Berufen aus.
Ziel der WABE war von Beginn an, Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung, Bildung und Ehrenamt zusammenzubringen und gemeinsam neue berufliche Perspektiven zu schaffen. Menschen mit geringen Chancen auf reguläre Beschäftigung – insbesondere junge Erwachsene – durch Qualifizierung, praktische Arbeitserfahrung und individuelle Begleitung auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit zu unterstützen. Mit der Zeit kamen die Stadt Waldkirch sowie mehrere regionale Unternehmen als Gesellschafter dazu.
Dehring zählte die größten Herausforderungen auf, mit denen der Arbeitsmarkt und somit auch die WABE über die Jahre konfrontiert wurde. Dazu gehören arbeitsmarktpolitische Reformen wie Hartz IV, die kriselnde Wirtschaft, die Flüchtlingswelle 2015 und 2016 und ihre Folgen, die Corona-Epidemie oder der demografische Wandel. All diese Themen veranlassten die WABE, sich durch veränderte Angebote kontinuierlich an die neuen Lebenslagen anzupassen.
So entwickelte man beispielsweise modulare Qualifizierungsformate, praxisnahe Dienstleistungsangebote wie Umzüge, Entrümpelungen oder Grünarbeiten, die sowohl Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen als auch zur Finanzierung beitragen. Zuletzt wurde eine Inklusionsgesellschaft gegründet.
Beim Rundgang auf dem Gelände in der Mauermattenstraße war der Abgeordnete Tonojan beeindruckt von Feuersteins (Gebraucht-)Möbelladen und der Schreinerei, wo genauso wie in den Second-Hand-Läden „Hin und Weg“ und der Boutique „RE:mode“ berufliche Qualifizierung mit Ressourcenschonung und gesellschaftlicher Teilhabe vereint werden. „Hier spürt man, mit wie viel sozialem Engagement, großer Wertschätzung und solider Fachkenntnis Menschen geholfen wird. Das ist sehr wichtig, weil sowohl eine gute Ausbildung, als auch Selbstsicherheit wichtige Grundlagen sind, um erfolgreich den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt zu finden.“, so Tonojan. Aber auch betreuten Wohnraum für Auszubildende stellt die Wabe bereit. "Hier sehen wir noch deutlichen Mehrbedarf und sind auf der Suche nach weiteren verkehrsgünstig liegende Mietobjekten", so Dehring.
Eine enge und gute Kooperation gibt es mit dem Jobcenter Emmendingen. Die Förderung durch den Bund sei dagegen sehr schwankend und ermögliche wenig Planungssicherheit, sowohl für die Träger, als auch für die Jobcenter, so Dehring. Hinzu komme, dass die Arbeitsförderung völlig überreguliert sei. Die Wabe müsse jährlich rund 80 Einzelanträge stellen und sich einer aufwändigen Zertifizierung unterziehen. Die hohen bürokratischen Hürden führen wiederum dazu, dass bundesweit viele Mittel zwar bereitgestellt werden, aber faktisch nur teilweise abgerufen werden können.
Ähnliche Herausforderungen müssen sich antragstellende Hilfeempfänger stellen. Viele Bürgerinnen und Bürger seien mit dem bürokratischen Aufwand und der mangelnden Abstimmung der Behörden untereinander, völlig überfordert. Dehring forderte hier dringend Vereinfachungen.
Die zielgerichtete Förderung des Landesarbeitsmarktprogramms „Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt“ lobte Dehring dagegen als sehr gelungen.
Rüdiger Tonojan versprach, sich sowohl für den Abbau bürokratischer Hemmnisse, als auch für verlässliche Förderungen des Landes einzusetzen. „Eine Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht. Die WABE ist ein gutes Beispiel, wie man Menschen, die es in unserer Leistungsgesellschaft etwas schwieriger haben, würdevoll neue Perspektiven gibt!“, bedankte sich Tonojan zum Abschied.