Pressemitteilung Nr. 11/2025
Emmendingen, den 19.05.2025
Rüdiger Tonojan MdL besucht das Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen
Kürzlich besuchte Rüdiger Tonojan MdL das Zentrum für Psychiatrie in „seinem“ Wahlkreis. Er hat zum 01.04. als Nachrücker das Landtagsmandat im Wahlkreis 49 von Alexander Schoch übernommen. Daher möchte er seinen Wahlkreis und die handelnden Personen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft nun nach und nach kennenzulernen.
Das ZfP Emmendingen ist die zweitgrößte psychiatrische Einrichtung in Baden-Württemberg. Dieter Böcherer, Fachleiter in der Forensischen Klinik, stellte ein umfangreiches Besuchsprogramm für den Abgeordneten zusammen, damit dieser sich ein umfassendes Bild vom Zentrum, das in mehrere Teilkliniken aufgegliedert ist, machen kann.
Erster Stopp war eine Aufnahmestation. Hier wurde er darüber informiert, dass es mehrere Stationen dieser Art gibt, die vorwiegend psychotische Patienten nach ihren Wohnorten aufnehmen, so dass diese im Wiederholungsfall wieder auf ein ihnen bekanntes Behandlungsteam treffen können, ein Umstand, der sich positiv auf die Behandlung auswirkt. In einer Spezialstation, die sich auf die Behandlung und Wiedereingliederung von vorwiegend schizophrenen Patienten konzentriert wurde ihm berichtet, dass drogeninduzierte Psychosen bei sehr jungen Patienten oft eine verheerende Auswirkung auf die weitere Lebensplanung haben und dass bei diesem Personenkreis die Abkehr vom Drogenabusus ein klares therapeutisches Ziel neben der Behandlung der Psychose sei.
In der Teilklinik für affektive Erkrankungen, in der Menschen mit Gefühlserkrankungen (Depressionen, Lebenskrisen, Borderline-Erkrankungen, u.v.a.m.) behandelt werden, wurde ihm anschaulich erläutert, wie aufwendig sich eine psychologische Behandlung mit dieser Zielgruppe gestalten kann.
Im Maßregelvollzug werden psychisch kranke Straftäter behandelt. Hier konnte sich der Abgeordnete ein Bild der Freiheitseinschränkungen machen, die hier im Unterschied zu den anderen Teilkliniken bestehen. Das Ziel im Maßregelvollzug ist, dass die Patienten mit Hilfe der angebotenen Therapie, zukünftig keine Straftaten mehr begehen. Rüdiger Tonojan besuchte im Anschluss auch den Heimbereich, eine Teilklinik für vorwiegend chronisch psychiatrisch Erkrankte und konnte sich die aktuellen Auswirkungen der Landesheimbauverordnung direkt im fast fertiggestellten Neubau anschauen.
In der Suchtklinik nahm er bedrückend wahr, dass sich die meisten Verläufe einer Suchterkrankung chronisch gestalten und für viele Betroffene mit körperlichen Einschränkungen verbunden ist.
Zu guter Letzt besuchte er die Gerontopsychiatrische Klink, die sich in einem hervorragenden baulichen und behandlungstherapeutischen Zustand präsentierte. Hier haben sich die Investitionen in einen Neubau der vergangenen zehn Jahre augenfällig gelohnt.
Beeindruckt war der Abgeordnete von der Vielfalt der verschiedenen Teilkliniken und dem hohen Anspruch, den die unterschiedlichen Berufsgruppen (Medizinischer Dienst, Pflege, Ergo- und Arbeitstherapeuten, Sozialdienst und viele mehr) erfüllen müssen. Auch das gewaltige Ausmaß der Anlage, die sich bei bestem Wetter präsentierte und einen nicht unwesentlichen Pflegeaufwand ob ihrer idyllischen Parkanlage erfordert, hinterließen ihren Eindruck.
Den Abschluss dieses besonderen Tages bildete eine Gesprächsrunde mit Teilen der Führungsebene aus Verwaltung, ärztlichem und pflegerischem Dienst über die täglichen Herausforderungen der Arbeit im ZfP. Angesprochen wurden die Folgen des letzten Tarifabschlusses. Um das Personal zu finanzieren, hat das ZfP 2 Mio. Euro zusätzliche Kosten pro Jahr. In Zukunft wird es erforderlich sein, psychiatrische Angebote mehr in die Fläche zu bringen, mit Akut- oder Tagesangeboten.
Auch der Maßregelvollzug wird aktuell ausgeweitet, um den zusätzlichen Patienten mehr Platz und Sicherheit zu bieten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Um weiterhin genügend gutes Personal zu gewinnen, ist es bedeutend, neben einer guten Ausbildung und Arbeitsgestaltung, Wohnraum für Mitarbeiter verfügbar zu halten und politisch das Thema Arbeitnehmerüberlassung anzugehen.
Ab 2026 ist seitens des Kostenträgers mit Sanktionen zu rechnen, wenn eine Personalquote von 90% nicht geschafft wird. Die Umsetzung der geltenden Richtlinie wurde bisher aus sachgerechten Gründen immer wieder verschoben bzw. ausgesetzt und gilt in Fachkreisen als in wesentlichen Teilen unrealistisch und aus der Zeit gefallen.
Es braucht eine Flexibilisierung der Personalversorgung für die Einsatzfelder von Hilfskräften. Weiterhin ging es um die Folgen der Umsetzung der Landesheimverordnung, die aufwändige Personalakquise im Ausland, bürokratische Hürden bei Nachqualifizierung und die Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit. Alle diese Themen sollten nach Wunsch der Leitungskräfte Gegenstand zukünftiger Novellierungen unter der neuen Regierung sein, um die Versorgung psychisch erkrankter Menschen sowie die Mitarbeiterorientierung im Gesundheitswesen zu stärken.
Rüdiger Tonojan bedankte sich für den offenen Austausch und das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und versprach, weiterhin im politischen Austausch zu bleiben.
Vor dem Start: Orientierung